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Spinat

Bild: margo555 / stock.adobe.com

Spinat

  1. Regional: Ja
  2. Saison in der Schweiz: März bis November
  3. (Quelle: gemuese.ch, Verband Schweizer Gemüseproduzenten)

Zum Spinat haben viele von uns ein persönliches und sogar gestörtes Verhältnis, weil Millionen von Kindern damit gequält wurden. Hauptsächliche Ursache ist die Legende vom überaus hohen Eisengehalt, die sich teilweise bis heute hält, obwohl sie seit vielen Jahren widerlegt ist (vermutlich ein simpler Kommafehler beim Übertragen der Werte).

Auch bei mir wurde als Kleinkind ein leichter Eisenmangel festgestellt, der sich durch Ernährung hätte korrigieren lassen. Es ist eine meiner frühesten Erinnerungen, dass mir unser sonst eher grimmig wirkende Hausarzt freundlich lächelnd verschiedene Nahrungsmittel aufzählte. Spinat war nicht dabei. Ich durfte mich für eines entscheiden. Meine Wahl fiel auf Bündnerfleisch (in dem Alter hatte ich noch nicht einmal begriffen, dass Fleisch von Tieren kommt). Also empfahl der Doktor, mir häufig davon zu geben, sehr zum Leidwesen meiner Mutter. Schliesslich handelte es sich um ein teures Lebensmittel. Ich hingegen freute mich königlich. Sie fragte nach wegen Spinat, weil ja „allgemein bekannt“ war, dass der viel Eisen aufweise. Das war eine Entwicklung, die mir gar nicht gefiel. Ich weiss nicht mehr, was der Arzt antwortete, doch er war strikte dagegen. Er verliess sich lieber auf jahrelange Erfahrung als auf theoretische Laborwerte. Meine kleine Welt schien gerettet.

Am selben Abend bekam ich mein Bündnerfleisch, das erste und einzige Mal. Rückblickend betrachtet, kann ich meine Mutter verstehen, dass sie das ein wenig als Verschwendung ansah. Kleinkinder sind nun mal keine Feinschmecker. Zugleich „wusste“ sie, dass Spinat ohnehin am meisten Eisen enthalte. Darum gab es fortan keine Leckereien mehr, sondern Spinat, Rahmspinat, um genau zu sein, mindestens dreimal wöchentlich oder häufiger, stets auf dieselbe Art zubereitet. „Der Doktor hat gesagt ...“, kam gar nicht gut an als Argument. Mama wurde wütend und verwies darauf, dass ich das Gemüse immer gemocht hatte. Ja, aber nicht so oft und Bündnerfleisch war damals mein Lieblingsessen. Nur sagte ich das nicht (ich war noch nicht in dem Alter, in dem Kinder absichtlich ein Donnerwetter heraufbeschwören).

Vater verweigerte als Erster die grüne Pampe. Bald hatte ich als Einziger den zusätzlichen Spinatklecks auf dem Teller. Schliesslich war ich weder durch Zureden noch Drohungen dazu zu bringen, auch nur einen Bissen davon zu essen. Bündnerfleisch gab’s trotzdem keins.

Bei der nächsten Untersuchung kurze Zeit später war der Arzt stinkwütend. Weil die Eisenwerte sich erheblich verschlechtert hatten, stauchte er Mutter gründlich zusammen. Das war zwar ein Vergnügen für den kleinen Jungen, doch statt Bündnerfleisch erhielt ich nun Tabletten. Für mindestens 20 Jahre rührte ich Spinat nicht an. Nach dem mütterlichen Rezept gekocht, könnte ich das Zeug selbst heute nicht runterkriegen.

Es dauerte also eine Weile, bis ich Spinat als Delikatesse entdeckte. Falls Sie ähnliche Erlebnisse hatten in der Kindheit (vielleicht mit anderem Gemüse), geben Sie dem verhassten Nahrungsmittel eine Chance. Bei Spinat lohnt sich das auf jeden Fall. Zubereiten lässt es sich auf vielfältige Art und Weise, nicht nur als Rahmspinat (als vegane Variante möglich), sondern auch gedünstet, geschmort, als Suppe, als Raviolifüllung oder als Sauce, um nur einige Beispiele zu nennen. Für den rohen Verzehr sind vor allem die Blätter jungen Spinats geeignet (Frühling bis Sommer), während die grossen Blätter des Herbstspinats gekocht besser schmecken. Roh eignet er sich für Salat, ist aber ebenfalls sehr beliebt für grüne Smoothies.

Der Eisenanteil mag vernachlässigbar sein und die Aufnahme wird zusätzlich durch enthaltene Oxalsäure gehemmt. Sonst ist er äusserst gesund, sehr vitamin- und mineralstoffreich. Er ist ausserdem reich an Nitrat, vor dem manche Fachleute (und die WHO) warnen. Andere vertreten mittlerweile die Ansicht, dass der Nutzen überwiegt: Es habe positive Wirkung auf Herz und Kreislauf und könne den Blutdruck senken. Möglicherweise fördert es den Muskelaufbau (siehe auch Kopfsalat). Wegen der Umwandlung von Nitrat in Nitrit (da sind sich alle einig, das ist krebserregend) wird empfohlen, gekochten Spinat nicht wieder aufzuwärmen. Die verantwortlichen Bakterien können sich im Kühlschrank oder Tiefkühler allerdings nicht vermehren.

Der grösste Teil der hiesigen Ernte wird als Verarbeitungsgemüse tiefgefroren. Frischen Spinat sollten sie eher schnell verbrauchen, weil er sich nur ungefähr zwei Tage im Kühlschrank hält (Gemüsefach).

Spinat in der Schweizerischen Nährwertdatenbank