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altmodischer schwarzer Wecker, dessen Zeiger kurz vor 12 stehen.

Bild: grassy22 / stock.adobe.com

Es gibt Wichtigeres

Wäre es kein typisches Totschlags-Argument, liesse sich die Haltung sogar irgendwie nachvollziehen. Der moderne Mensch steht überwältigenden Problemen gegenüber: Kriege, Naturkatastrophen, Terror, Amokläufe, Links-, Rechts- und religiösem Extremismus; Zukunftsangst vor Jobverlust wegen der Wirtschaftslage, Digitalisierung und steigenden Kosten. Die „Doomsday Clock“, die Weltuntergangsuhr, zeigt seit Januar 2018 2 Minuten vor 12 (thebulletin.org). So nah waren wir der totalen Vernichtung nur 1953, nachdem die USA und die Sowjetunion die Wasserstoffbombe entwickelt hatten. Mit der Uhr versucht ein Gremium aus Wissenschaftlern, darunter derzeit 17 Nobelpreisträger, der Welt zu veranschaulichen, wie kurz wir vor der endgültigen Katastrophe stehen. (Vor allem beabsichtigen sie, Politiker zum Handeln zu bewegen. Die brauchen heutzutage zum besseren Verständnis eine schlichte, anschauliche Illustration mehr denn je.)

Doch es handelt sich bei diesem Einwand um ein unschlagbares Killerargument, das sich in jeder Lage verwenden lässt. Arbeitslosigkeit? Unverändert in die Höhe schiessende Krankenkassenprämien? Anschläge? Man kann immer behaupten, Anderes sei viel, viel schlimmer. In erster Linie aber ist die Aussage abwertend. Sie setzt das Gegenüber und sein Anliegen herab.

Falls Sie in streitlustiger Laune sind und den Gesprächspartner fragen, was er meine, wird er vermutlich eher vage antworten. Darauf können Sie nachhaken, was er dagegen tue ... Vegetarier hingegen, ob bewusst oder nicht, unternehmen aktiv etwas für Tierschutz und Klimaschutz. Zudem senken sie den Wasserverbrauch.

Selbst ernst gemeint bliebe die Kritik wertlos. Es ist problemlos möglich, sich (streng) vegetarisch zu ernähren und gleichzeitig die angedeuteten „höheren Ziele“ zu verfolgen.