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Bild Ahnen

Bild: procy_ab / stock.adobe.com

Unsere Ahnen (wahlweise Naturvölker) waren auf Fleisch angewiesen

Die Antwort hierauf ist etwas schwierig, weil sich das vage (Schein-)Argument auf Vor- und Urmenschen ebenso beziehen kann wie auf den Steinzeitmenschen oder Naturvölker. Unterstützt wird es durch Forscher, die vermuten, dass der Verzehr von Fleisch die Entwicklung des menschlichen Gehirns (beim Vormenschen) erst ermöglicht oder beschleunigt habe (das ist durchaus plausibel, aber nur ein Faktor von vielen und zugleich für die heutige Ernährung vollkommen unwichtig). Solche Diskussionsgegner hüpfen auch gerne mal ein paar Millionen Jahre oder wenigstens tausende in der Frühgeschichte vor und zurück, teils absichtlich, teils mangels tatsächlichen Kenntnissen.

Am einfachsten wäre es theoretisch, auf die Diät der Jäger und Sammler allgemein einzugehen. Sie assen keineswegs nur die leckersten Stücke der Vorfahren unserer Rinder oder Hausschweine, sondern verwendeten möglichst das ganze Tier. Ihre Ernährung ergänzten sie mit Wildpflanzen, Früchten, Wurzeln, Nüssen, Baumrinde, Insekten und Larven. Kurz, sie verzehrten alles, was irgendwie essbar erschien. Die heutigen abwechslungsreichen Zubereitungsarten mit vielfältigen Gewürzen waren ihnen fremd. Sie lebten in Höhlen oder Pfahlbauten, und Höhepunkte der technischen Entwicklung waren der Topf aus gebranntem Ton, ein Messer aus Feuerstein oder Pfeil und Bogen. Wer möchte so leben? Bestimmt nicht unser Gesprächspartner. Doch der gibt meistens nicht zu, dass die Ernährungsgewohnheiten der Urmenschen nicht als Argument taugen, auch nicht, wenn man auf die deutlich niedrigere Lebenserwartung hinweist.

Stattdessen springt er möglicherweise frohgemut von Lucy in die Bronze- oder Eisenzeit, beginnt von Kelten und Germanen zu reden, die bekanntlich erheblich zivilisierter waren, Ackerbau sowie Nutztiere längst kannten und entsprechend nicht mehr alles, was da kreuchte und fleuchte als Nahrung betrachteten. Nicht, dass es ihm schmecken würde, aber er wähnt sich jetzt auf sichererem Terrain, ohne zu bedenken, dass die Logik dahinter genau so fehlerhaft ist, weil sie lediglich einen Aspekt (Fleischkonsum) aus dem damaligen Zivilisationsstand herauspickt und anderes munter ignoriert. Dabei würde er kaum je auf die Errungenschaften der Moderne verzichten wollen. Von ihm oder ihr zu verlangen, das Handy oder Auto aufzugeben, weil die alten Germanen das nicht kannten, würde in jedem anderen Zusammenhang dazu führen, dass ihnen diese Person fassungslos den Vogel zeigt. Lässt man sich auf eine (früh-)geschichtliche Diskussion ein, besteht zudem die Gefahr, sich in nebensächlichen Details zu verlieren, was umso weniger Spass bereitet, je weniger sich der Gesprächspartner tatsächlich mit Geschichte auskennt.

Stattdessen sollten Sie dieser Argumentation von Anfang an damit begegnen, dass sich im Laufe der Jahrtausende (oder z. B. von den Kelten ausgehend Jahrhunderte) die Zivilisation weiterentwickelt hat und dass zu den modernen Errungenschaften neben Technik, Demokratie, Rechtsstaat, Heizungen, medizinischer Versorgung und Bildung auch moderne Ernährung gehört. All die Vorteile der Zivilisation liessen sich mit denselben Argumenten nämlich ebenfalls ablehnen. Eine Herzoperation? Altenpflege? Schulen? Computer? Elektrisches Licht? Müsste man alles verurteilen, weil es das in der Steinzeit noch nicht gab, ebenso wie Massentierhaltung oder Schlachthäuser.

Versuchen Sie, dem Argumentierenden zu erklären, dass wir heute kein Fleisch (und keinen Fisch) zum Überleben brauchen, wie Millionen gesunder Vegetarier und Veganer beweisen.